SPUN Historie



Jedes Jahr aufs Neue zeigt sich, dass die Behauptung, die Jugend von heute sei politisch vollkommen desinteressiert, eindeutig ins Reich der Märchen verwiesen werden kann. Alle Teilnehmer der SPUN-Sitzungswochen sind sich einig, dass bei einer weiteren Verbreitung von Projekten wie SPUN wohl keiner von "Politikverdrossenheit" oder "PISA-Krise" sprechen würde.

Die Idee entsteht

Die Geschichte von SPUN beginnt im Jahre 1991, als die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) über neue Bildungsmöglichkeiten für Jugendliche nachdachte. Bei Recherchen zu diesem Thema stieß Dragan Jovanovic, freier Mitarbeiter der Friedrich-Ebert-Stiftung, SPUN-Initiator und -Projektleiter, auf die Model United Nations (also eine Simulation der Vereinten Nationen) in Den Haag. Diese weltweit einzigartige Konferenz hatte sich im Laufe der Jahre seit 1968 zu einer Simulation im Maßstab 1:1 (mit 3000 Schülern!) entwickelt. Erste Kontakte mit den dortigen Organisatoren machten jedoch unterschiedliche Vorstellungen und Herangehensweisen deutlich.

Der Haupthinderungsgrund für eine Übernahme des niederländischen Modells lag in der Konferenzsprache Englisch. Dragan Jovanovic war der Ansicht, dass eine effektive Debattenführung einfacher ist, wenn sie in der Muttersprache stattfindet. Den Schülern sollte ein Zugang möglichst ohne Sprachbarrieren ermöglicht werden. Außerdem wird in den Niederlanden die Organisation sehr stark von den Lehrern dominiert, während das neue Projekt den Schülern viel freie Hand lassen sollte. Die Teilnehmer sollten bei SPUN die Möglichkeit haben, auch schon beim Planen, Vorbereiten und Durchführen einer großen Konferenz Erfahrungen zu sammeln.


Grundlagen etablieren sich: Die ersten SPUN-Sitzungswochen

Nachdem das Grundkonzept stand, mussten noch die nötigen Geldmittel gefunden werden. Dabei half der Direktor der Gustav-Heinemann-Akademie der FES in Freudenberg, Dr. Johannes Kandel, der zusammen mit dem Direktor des Instituts für europäische Regionalforschung an der Universität Siegen, Prof. Dr. Gerhard Brunn, den Start des neuen Projektes ermöglichte. Nachdem Sebastian Hartmann (späterer SPUN-Geschäftsführer), damals Schüler der 10. Klasse am Clara-Schumann-Gymnasium in Bonn, als erster Schüler für das Projekt begeistert werden konnte, begannen dann 1995, pünktlich zum 50-jährigen Bestehen der UNO, die ersten Vorbereitungsseminare. Getauft wurde das Projekt von den ersten Beteiligten "Schüler-Planspiel United Nations (SPUN)".

Zunächst wurde nur an Schulen in Nordrhein-Westfalen geworben. Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit fand im August 1997 an der Universität Siegen die erste Sitzungswoche von SPUN statt. Das Projekt war ein großer Erfolg und so wurde die Sitzungswoche 1998 bereits bundesweit ausgeschrieben. Die Teilnehmerzahl verdoppelte sich und eine größere Gruppe von Schülern konnte für die Arbeit im Organisations-Team begeistert werden.

Offizielle Anerkennung durch die Vereinten Nationen

Seit dem Sommer 1998 ist SPUN auch offiziell von den Vereinten Nationen als UNO-Simulation anerkannt. Der damalige SPUN-Generalsekretär Christian Hang und der Vorsitzende des SPUN-Sicherheitsrats Fabrice Witzke reisten nach New York, um dort im UN-Hauptquartier Ms. Gillian Martin Sorensen, Stellvertreterin von Kofi Annan, zu treffen. SPUN erhielt die volle Anerkennung der UN als Model United Nations und die Erlaubnis, die Zeichen und Fahne der UN zu benutzen. Seitdem können die während der SPUN-Sitzungswoche erarbeiteten Resolutionen zur Kenntnisnahme nach New York geschickt werden. Außerdem sendet der UN-Generalsekretär jedes Jahr zur Eröffnung der SPUN-Generalversammlung ein Grußwort.

Inzwischen hatte sich unter den Schülern schon ein Netzwerk über die ganze Bundesrepublik gebildet. So wurden für die Sitzungswoche 1999 auch die Deutschen Schulen im Ausland eingeladen und eine feste Organisationsstruktur etablierte sich. Das Projekt wurde in die Zentrale der FES nach Bonn verlagert, so dass die Sitzungswoche seit jenem Jahr in der deutschen UN-Stadt tagt. Außerdem konnte Johannes Rau als Schirmherr für SPUN gewonnen werden. Auch die Teilnehmerzahl entwickelte sich positiv: Seit 1999 nehmen etwa 200 Schüler aus allen Teilen der Welt teil.

Kooperationen eröffnen neue Wege

Nach einer weiteren erfolgreichen Tagung im Hauptgebäude der FES in Bonn im Jahre 2000 schlug SPUN neue Wege ein: Zunächst folgte im gleichen Jahr EXPOMUN, eine SPUN sehr ähnliche Simulation auf dem EXPO-Gelände in Hannover in Zusammenarbeit mit dem Pavillon der Vereinten Nationen. Im darauf folgenden Jahr gelang es der Projektleitung zudem mit neuen Partnern bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), das Projekt weiterzuentwickeln und unter dem Motto "Krieg der Kulturen - Risiko Friedenskultur?" erstmals im ehemaligen Plenarsaal des deutschen Bundestags in Bonn zu tagen. Neuer Schirmherr wurde Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.

Im Jahre 2003 fand die Sitzungswoche erneut erfolgreich im Bundeshaus Bonn statt. Seit das Junge UNO-Netzwerk Deutschland e.V. (JUNON) 2005 gegründet wurde, engagiert sich SPUN dort auch als beobachtendes Mitglied in mehreren Arbeitskreisen und hatte unter anderem den Vorsitz in der AG Model United Nations inne.




Aktuelle Entwicklungen

Nachdem das Planspiel im Jahre 2007 in den Bundestag zurückgekehrt war, fand die Eröffnungsveranstaltung der Sitzungswoche 2008 im Wasserwerk, dem provisorischen Sitz des Bundestages zwischen 1986 und 1992, und die der Sitzungswoche 2009 in der Außenstelle des Bundesrates in Bonn statt.

Seit der Sitzungswoche 2008 bereichern zudem ein feierlicher Diplomatenball als Abschluss der Sitzungswoche und eine Podiumsdiskussion das Abendprogramm der Sitzungswoche. Zugleich konnte Dr. Gerhart Baum, Bundesminister des Inneren a.D. und UN-Sonderbeaufragter für die Menschenrechte im Sudan, als Schirmherr gewonnen werden. Passend dazu, dass SPUN im Jahre 2010 erneut im Bundestag tagte, wurde zum ersten Mal der Internationale Gerichtshof (IGH) als weiteres Hauptorgan simuliert. 2013 war neben Dr. Gerhart Baum auch Frank-Walter Steinmeier Außenminister a.D. Schirmherr von SPUN. Aktuell ist weiterhin Dr. Gerhart Baum Schirrmherr, der zur Sitzungswoche 2016 erschien und eine Eröffnungsrede hielt.

Die Zukunft

Und so können wir schließen: Jedes Jahr aufs Neue zeigt sich auf der SPUN-Sitzungswoche, dass es Jugendliche gibt, die Politik interessiert. Oft entsteht aus diesem Interesse die Motivation, sich in diesem Bereich zu engagieren und eben diese Motivation wird auch zukünftig die Entwicklung von SPUN maßgeblich beeinflussen.