Sitzungswochenvorbereitung
Sobald sich die Sitzungswoche nähert, wird es Zeit für ihre Vorbereitung. In dieser Phase steht im Mittelpunkt, Resolutionen zu verfassen, Lobbying zu betreiben und mit dem Ablauf einer Debatte vertraut zu werden.
Was ist eine Resolution?
Resolutionen sind die Schriftstücke, um die sich bei den UN fast alles dreht. Sie bilden die Grundlage der Diskussionen in den Gremien und sind Hauptarbeitsmittel. Nachdem der Sicherheitsrat einen Resolutionsentwurf beschlossen hat, ist die Resolution völkerrechtlich verbindlich. Damit kann der Sicherheitsrat Maßnahmen ergreifen, die in den Kapiteln VI und VII der Charta festgeschrieben sind. Hingegen stellen verabschiedete Resolutionen von einem Gremium außer dem Sicherheitsrat z.B. von der Generalversammlung oder dem Wirtschafts- und Sozialrat Empfehlungen dar. Sie sind demnach nicht völkerrechtlich bindend.
Auch bei SPUN werden von den Gremien solche Resolutionen diskutiert und beschlossen. Dies geschieht nach bestimmten Regeln, die in der Geschäftsordnung (GO) festgelegt sind. So werden die Resolutionen als Entwürfe von einem oder mehreren Ländern eingebracht, beschreiben das Problem und zeigen mögliche Lösungen auf.
Wie ist eine Resolution aufgebaut?
Eine Resolution besteht aus drei Teilen: Dem Resolutionskopf, den einleitenden Absätzen und den operativen Absätzen. Im Resolutionskopf wird das Thema der Resolutionen und das einbringende Land genannt. Die einleitenden Absätze beschreiben in der Regel die Problematik. Hier werden die Ursachen aufgezählt und Maßnahmen der Vergangenheit erwähnt. Im Gegensatz dazu enthalten die operativen Absätze konkrete Lösungsansätze, Forderungen und Aufrufe etwas an der Situation zu verändern.
Wie bringe ich eine Resolution ein?
Nachdem ihr einen Resolutionsentwurf verfasst habt, beginnt das „Lobbying“. Denn damit euer Entwurf behandelt wird, benötigt er eine bestimmte Zahl von Unterstützern. Dies bedeutet, dass Delegierte anderer Länder eine Diskussion eures Entwurfes für sinnvoll halten müssen. Deshalb solltet ihr Kontakt zu anderen Delegierten aufnehmen, um die Chancen einer Unterstützung auszuloten. Bei der Kontaktaufnahme stehen euch eure Vorsitzenden helfend zur Seite.
Wie wird eine Resolution behandelt?
Wenn ein Resolutionsentwurf eingebracht wurde, beginnt die Debatte dieses Entwurfes. Da eine Debatte im Allgemeinen meist kontrovers verläuft, werden die einzelnen Teile der Resolution diskutiert, gegebenenfalls gestrichen oder ersetzt oder neue Absätze hinzugefügt, bis der Text eine Form hat, die eine Mehrheit findet. Das Gremium arbeitet einerseits im Plenum, also so, dass alle Delegierten durch Redebeiträge ihre Meinung zur Resolution kundtun können und jeder Absatz abgestimmt wird. Andererseits im „Lobbying“, also informellen Arbeitsphasen, in denen die Delegierten intensiv in Gruppen arbeiten können und Mehrheiten ausloten. Nachdem alle Absätze behandelt wurden, wird die Resolution entweder abgenommen oder abgelehnt.
Wie komme ich an mehr (praktische) Informationen?
Wie man Resolutionen schreibt, worauf man achten muss und wie man sich richtig in einer Debatte durchsetzt, zeigen wir Euch am besten auf den Vorbereitungsseminaren. Für alle, die nicht an den Vorbereitungsseminaren teilnehmen können, gibt es vor der Sitzungswoche alles Wissenswerte auch schriftlich in Form des bewährten Handbuchs.
Debatten und Reden - gefürchtet und geliebt zugleich
Bei der allerersten Teilnahme an einer Sitzungswoche ist für viele Delegierte unklar, wie eine solche Debatte innerhalb einer Kommission oder im Oberausschuss eigentlich abläuft und ob man sich darauf vorbereiten kann. Prinzipiell gilt: Learning by doing!
Die Geschäftsordnung
Im Handbuch (das ihr nach eurer Anmeldung zur Sitzungswoche erhaltet) bzw. der Geschäftsordnung (GO) sind sämtliche Regeln gelistet und erklärt, auf denen der Ablauf einer Debatte basiert. Auch die Geschäftsordnung orientiert sich an den original Verfahrensweisen der Vereinten Nationen. Jedoch ist es definitiv nicht notwendig und auch nicht sinnvoll, die GO deshalb auswendig zu lernen! Ein grober Überblick über eigene Rechten und Pflichten sollte ausreichen.
Die Vorbereitungsseminare
In jedem Jahr werden vor der Sitzungswoche an mehreren Schulen und möglichst weit im Bundesgebiet verstreut, Probedebatten angeboten, bei denen man im kleineren Kreise schon einmal das Debattenfeeling erleben und sich selbst ausprobieren kann. Doch auch diejenigen, denen aufgrund geografischer Distanzen o.ä. die Teilnahme an einer Probedebatte nicht möglich ist, können beruhigt in die Sitzungswoche gehen: Vor dem Startschuss der Kommissionsarbeit wird es noch eine umfassende Einführung in die GO geben und bislang erlernte noch jeder Delegierte die Regeln der Debattierkunst á la UN!
Die Delegationsrede
Neben den Debatten ist jede Delegation angehalten, eine Rede vor der Vollversammlung (also dem Zusammentreffen aller Delegierten und Vorsitzenden) zu halten. Wohl gemerkt: Nur eine Rede pro Delegation, also ein Redner pro Delegation. Das Zeitfenster pro Rede teilen wir euch vor der Sitzungswoche mit. Es liegt in der Regel zwischen 60 und 90 Sekunden. Mehr Informationen sowie Tipps und Tricks zum Aufbau der Reden erhaltet ihr aber auch im Handbuch.
... und was passiert mit den Ergebnissen?
Nach der Sitzungswoche sichtet das Orgateam die verabschiedeten Resolutionen. Denn wir haben die Möglichkeit, eine Auswahl der auf der SPUN-Sitzungswoche verabschiedeten Resolutionen an das Generalsekretariat der Vereinten Nationen nach New York zu schicken. Im UN-Hauptquartier werden sie dann dem UN-Generalsekretär zur Kenntnisnahme vorgelegt.
Damit endet aber nicht der Weg einer Resolution. Denn SPUN entwickelt eine eigene Historie. Schülerinnen und Schüler nutzen die Möglichkeit und entwickeln selbstständig eigene Ideen für die internationale Gemeinschaft. Diese Ergebnisse nehmen nicht selten vorweg, was später wirklich passiert. Deshalb entscheidet das Orgateam nach der Sitzungswoche, welche Resolutionen ihre Gültigkeit für zukünftige SPUN-Sitzungswochen behalten. Dies ist immer eine Gratwanderung: Auf der einen Seite kann durch die Beibehaltung die SPUN-Historie fortgeschrieben werden. Auf der anderen Seite soll aber auch die jeweils neue SPUNer-Generation die Möglichkeit haben, die Ausgangsbedingungen der realen Vereinten Nationen zu verändern.
Beispielsweise wurde während der SPUN-Sitzungswoche 1998 Palästina als Staat anerkannt und als Mitglied in die UN aufgenommen. Dies geschah unter diversen Auflagen und nach langen Diskussionen. Wir haben uns damals entschlossen, in den folgenden Jahren Palästina auch als vollwertiges Mitglied in der Länderliste aufzuführen, da wir dieses im Bereich des Möglichen hielten, wenn auch nicht in nächster Zukunft. Außerdem war Palästina in der UN bereits nicht mehr nur ein offizieller Beobachter, sondern hat eine Sonderstellung, die einem Mitglied mit eingeschränkten Rechten gleichkommt.
Im Jahre 2011 hatte sich die weltpolitische Situation aber verändert. Die Bemühungen für eine vollwertige Mitgliedschaft Palästinas verstärkten sich. Deshalb entschied das Orgateam, dass den Delegierten auf den nächsten Sitzungswochen dieser Prozess nicht vorenthalten werden sollte. Vielmehr sollten sie diesen Prozess selbst gestalten können, sodass Palästina nicht mehr als vollwertiges Mitglied simuliert wurde.